Talentmanagement: Definition, Strategie & Best Practices
Im Personalwesen ist das Thema Talentmanagement nach wie vor brandaktuell. Wie kann man Kandidat/innen die attraktivsten Voraussetzungen offerieren? Wie gewinnt man hoch qualifizierte und top motivierte Mitarbeitende und hält diese auch? Was unternehmen Arbeitgeber/innen konkret, um im Wettbewerb um Talente zu bestehen?
In diesem Artikel gehen wir der Frage «Was ist Talentmanagement?» nach. Wir beschäftigen uns mit der Erstellung einer Talentmanagement-Strategie und Best Practices sowie mit Beispielen für digitales Talentmanagement.
Talentmanagement – Was ist das eigentlich?
Das Zusammenspiel aller HR-Prozesse zur Gewinnung, Entwicklung, Motivation und Bindung von leistungsstarken Team-Mitgliedern wird Talentmanagement genannt.
Diese Definition hat drei Komponenten:
- Die gesamte Bandbreite der HR-Prozesse:
Beim Talentmanagement geht es um eine Reihe von HR-Prozessen, die miteinander verflochten sind. Das bedeutet, dass die Talentmanagement-Aktivitäten grösser sind als die Summe der einzelnen Teile. Es bedeutet auch, dass eine Talentmanagement-Strategie erforderlich ist, um das volle Potential auszuschöpfen. Dazu später mehr.
- Anwerben, entwickeln, motivieren und binden:
Das ist natürlich keine vollumfängliche Übersicht: Talentmanagement betrifft alle wichtigen Bereiche der Personalabteilung, von der Einstellung bis zur Schulung von Mitarbeitenden und vom Leistungsmanagement bis zur Mitarbeiterbindung.
- Effiziente Team-Members:
Leistung verbessern – das ist die klare Aufgabe des Talentmanagements. Es zielt darauf ab, Mitarbeitende zu motivieren, zu engagieren und zu binden, damit sie mehr Leistung bringen. Aus diesem Grund ist Talentmanagement immens wichtig. Wenn dies gut gemacht wird, kann ein integriertes System von Talentmanagementpraktiken, das schwer zu kopieren und/oder nachzuahmen ist, Ihrem Unternehmen helfen. Mit professionellem Talentmanagement bauen Sie sich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil auf und übertreffen Ihre Konkurrenten.
Mit anderen Worten: Talentmanagement ist ein Prozess, der darauf abzielt, die Leistung durch integrierte Personal-Managementpraktiken zu steigern. Als solches ist es eine der Schlüsselfunktionen des Personalwesens.
Talentmanagement-Strategie
Wie bereits erwähnt, wird das Ganze, wenn es richtig gemacht wird, im Ergebnis grösser sein als die Summe seiner Teile. Um dies zu erreichen, ist eine Talentmanagement-Strategie der Schlüssel.
Um Ihre Talentmanagement-Ziele zu definieren und eine Strategie zu erstellen, müssen Sie die folgenden fünf Fragen beantworten:
- Was sind die Bestrebungen des Talentmanagements und was sind die Ziele, die den Fortschritt messbar machen?
Wenn wir über spezifisch messbare Ziele sprechen, meinen wir Talentmanagement-Metriken. Diese Metriken ermöglichen es uns, den Überblick darüber zu behalten, was wir tun und wie gut wir es tun. Unerwünschte Fluktuation ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn wir unsere besten Mitarbeitenden nicht halten können, werden wir unser Ziel höchstwahrscheinlich nicht erreichen.
- Worauf möchte Ihr Unternehmen sich konzentrieren?
Es gibt mehrere Bereiche im Talentmanagement, auf die Sie sich konzentrieren können, um als begehrte/r Arbeitgeber/in zu gelten. Ein Top-Boss zu sein oder als «great place to work» nominiert zu werden, erfordert erhebliche Investitionen. Dies kann vor allem dann effektiv sein, wenn Sie Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen anziehen wollen. Wenn Sie jedoch ein sehr spezifisches Mitarbeiterprofil haben, z. B. Ingenieur/innen, ist Ihre Zeit besser in die Entwicklung einer umfassenden Tech-Sourcing-Strategie investiert.
- Wie übertrumpfen wir die Konkurrenz?
Leider sind Sie nicht allein bei Ihrer Suche nach Top-Talenten- Ihre Konkurrent/innen verfolgen das gleiche Ziel. Wie können Sie Ihre Mitbewerber/innen übertreffen und ein attraktiverer Arbeitgeber werden? Dies kann durch ein besseres Employer Branding, bessere Mitarbeiterbindung, eine bessere Auswahl usw. erreicht werden.
- Welche Fähigkeiten helfen uns, weiter zu wachsen?
Talentmanagement erfordert spezifische Fähigkeiten, die in der Personalabteilung nicht immer üblich sind. Denken Sie an Marketing, um ein/e attraktive/r Arbeitgeber/in zu werden und die Einstellung eines engagierten Talentmanagers. Ein anderes Beispiel sind Fachkenntnisse in der HR-Datenanalyse, um sicherzustellen, dass Sie das Beste aus Ihrer bestehenden Belegschaft herausholen. Je nach Ihren Schwerpunkten müssen Sie unterschiedliche Fähigkeiten entwickeln.
- Wie können wir den Fortschritt verfolgen und uns verbessern?
Im letzten Schritt geht es darum, den Fortschritt zu verfolgen und die weitere Verbesserung der Talentmanagement-Prozesse sicherzustellen. Eine gute Möglichkeit, um dies zu tun, ist die Verwendung eines Talentmanagement-Dashboards. Ein solches Dashboard kann einen Überblick über die Key Performance Indicators geben und Veränderungen im Zeitverlauf anzeigen.
Talentmanagement-Praktiken: Wo liegt der Fokus?
Wie werden die Strategien in die Praxis umgesetzt? Was sind die gängigen Best Practices im Talentmanagement? Eine Checkliste der wichtigsten Bereiche:
Employer-Branding: Starke Marken sind für Top-Kandidat/innen besonders attraktiv.
Reputation des Arbeitgebers: Die Reputation ist mit dem Employer-Branding verwandt. Sie wird allerdings stärker von externen Medien beeinflusst, über die Unternehmen weniger Kontrolle haben. Ein Beispiel für «schiefgelaufene» Reputation ist der Bankensektor – insbesondere nach der Finanzkrise im Jahr 2008.
Erfahrung des Bewerbers: Die Erfahrung der Bewerber/innen beeinflusst Ihre Marke.
Auswahl: Das Erkennen und Auswählen der Besten ist ein wichtiger Teil des Talentmanagements.
Empfehlungswesen: Talent erkennt Talent. Empfehlungsprogramme sind effektiv, da sie helfen, Kandidat/innen zu finden, die schneller an Bord sind und bessere Leistungen erbringen.
Einarbeitung: Wer seine Mitarbeitenden schnellstmöglich einarbeitet, hilft ihnen, produktiver zu werden und erhöht die Mitarbeiterbindung.
Beförderungen: Ja, Sie haben richtig gelesen. Wenn Mitarbeitende intern befördert werden, brauchen sie ebenfalls Unterstützung, um maximale Produktivität zu erreichen.
Engagement: Engagierte Mitarbeitende sind motiviert, bringen gute Leistungen und bleiben eher.
Bindung: Strategien zur Mitarbeiterbindung helfen, die Besten auch an Bord zu halten.
Nachfolgeplanung: Sie wollen in der Lage sein, wichtige Spitzenpositionen zu besetzen, wenn diese frei werden. Eine Talent-Pipeline zu haben, die die Nachfolgeplanung sicherstellt, ist dabei ein Schlüsselelement.
Lernen und Entwicklung: Dies ist nicht nur eine gängige Talentmanagement-Praxis, sondern auch eine Best Practice im Personalwesen. Mitarbeiter-Weiterbildung trägt dazu bei, Leistung und Mitarbeiterbindung zu erhöhen. Schließlich wollen Sie, nachdem Sie die Spitzenreiter/innen eingestellt haben, auch sicherstellen, dass diese in ihrem Unternehmen bleiben, oder?
Leistungsmanagement: Ein wesentlicher Teil der Verwaltung von Talenten ist die Verfolgung und Verbesserung ihrer Leistung.
HR-Analysen: Wie bereits erwähnt, können Sie durch die Nutzung von Daten sicherstellen, dass Sie die richtigen KPIs erreichen, die sich auf die Geschäftsergebnisse auswirken.
Diese Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Es gibt noch viele weitere Aktivitäten, die zum Aufbau und Erhalt einer effektiven Belegschaft beitragen.
Digitales Talentmanagement: Beispiele
Wie sieht Talentmanagement im digitalen Zeitalter aus? Es umfasst alle oben genannten Aspekte, wird aber durch eine Reihe von HR-Tech-Tools unterstützt. Betrachten Sie diese als Ihren digitalen Werkzeugkasten. Wir heben einige davon hervor:
Kandidaten (vor) auswahl
Die Auswahl von Kandidat/innen ist natürlich ein entscheidender Teil Ihres Talentmanagement-Prozesses. Ein datengesteuertes Vorauswahl-Tool kann hier unterstützen, insbesondere bei einem hohen Bewerberaufkommen. Dies funktioniert folgendermassen: Während Bewerber ein Online-Assessment durchlaufen, Spiele spielen und Fragen beantworten, sammelt das Tool Daten über ihre Aktionen und Antworten. Mit Hilfe von maschinellen Lerntechniken können massgeschneiderte Algorithmen dann Vorhersagen über die Erfolgswahrscheinlichkeit von Kandidat/innen in der Rolle, für die er/sie sich bewirbt, treffen.
Einarbeitung
Die Einarbeitung ist ein Teil des Rekrutierungsprozesses, der lange Zeit die zweite Geige gespielt hat bzw. es häufig immer noch tut.. Eine grosse Schande, denn ein enttäuschendes oder nicht vorhandenes Einarbeitungs-Erlebnis ist einer der wichtigsten Gründe, warum neue Mitarbeitende vorzeitig gehen.
Wir würden es so veranschaulichen: Die Einarbeitungsphase ist wie Flitterwochen für neue Mitarbeitende. Sie sind immer noch auf einem Hochgefühl, weil sie den tollen Job bekommen haben, den sie so sehr wollten. Sie können es meistens kaum erwarten, sofort loszulegen. Als Arbeitgeber/in wollen Sie diesen Moment ausnutzen.
Es gibt einige grossartige HR-Einarbeitungs-Softwares, die sich um den gesamten Prozess kümmern – von dem Moment, in dem ein/e Kandidat/in das Angebot annimmt, bis hin zur Erstellung eines personalisierten Einführungs-Programms, das Sie neuen Mitarbeitenden direkt auf ihr Handy schicken.
Mitarbeiterengagement/ Erfahrungen/ Bindung
Feedback ist das Zauberwort: Ihre Mitarbeitenden wollen Feedback – insbesondere Millennials. Ständig. Und obwohl Feedback im Allgemeinen eine gute Sache ist, wollen wir nicht wie in einer bestimmten Folge von «Black Mirror» enden, in der jede einzelne Interaktion von jedem mit jedem bewertet wird.
Schreckensszenarien beiseite: Unternehmen wie Honestly, 6Q und TINYpulse (man muss deren Namen einfach lieben) sammeln ehrliches Feedback von ihrer Belegschaft und geben ihnen auf Basis der gesammelten Daten umsetzbare Erkenntnisse.
Dadurch verstehen die Vorgesetzten besser, was in den Köpfen ihrer Angestellten vor sich geht und können bei Bedarf reagieren. Dies wiederum kann sich positiv auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden und deren Gesamterlebnis auswirken. Es kann auch ihr Engagement erhöhen und schließlich die Fluktuation verringern. Technologie ist wirklich eine schöne Sache, nicht wahr?
FAQ
Was ist Talentmanagement?
Talentmanagement ist die Gesamtheit der HR-Prozesse zur Gewinnung, Einstellung, Entwicklung, Motivation und Bindung leistungsstarker Mitarbeitender. Talentmanagement zielt darauf ab, die Unternehmensleistung durch Praktiken zu verbessern, die Mitarbeitenden produktiver machen.
Was ist der erste Schritt des Talentmanagement-Prozesses?
Der erste Schritt des Talentmanagement-Prozesses ist die Gewinnung und Auswahl von Spitzen-Mitarbeitern. Wenn ein Unternehmen in der Lage ist, (zukünftige) Top-Performer sowohl anzuziehen als auch auszuwählen, werden alle anderen Praktiken des Talentmanagements viel effektiver sein.
Was sind Schlüsselkomponenten des Talentmanagements?
Die Schlüsselkomponenten des Talentmanagements sind die Gewinnung, Entwicklung und Bindung von leistungsstarken Mitarbeitenden. Der Prozess beginnt damit, die richtigen Mitarbeitenden auszuwählen, ihnen alle Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie brauchen, um erfolgreich zu sein, und sie langfristig zu binden.
Den Kampf um Talente gewinnen
Damit Sie den «Kampf um Talente» gewinnen, brauchen Sie eine fokussierte Talentmanagement-Strategie, die Anwendung von Best Practices und die Nutzung (einer Auswahl) digitaler Tools. Die Erstellung einer Talentstrategie ist nicht einfach – aber wenn sie richtig gemacht wird, kann sie sehr lohnend sein und zu einer leistungsstarken, engagierten Belegschaft führen.